Wann tritt eine Osteochondrosis dissecans beim Hund auf? Welche Ursache steckt dahinter und welche Symptome treten auf? Wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten aus und was kostet es?
Osteochondrosis dissecans (OCD) beim Labrador
Leider ist insbesondere die Hunderasse Labrador sehr anfällig für diese Erkrankung. Osteochondrosis dissecans kann eigenständig auftreten oder in Verbindung mit einer Ellbogendysplasie. Die Statistik zeigt sehr deutlich, dass das Auftreten von OCD insbesondere im Welpenalter häufiger auftritt als erst im Alter. Aber manchmal wird diese Erkrankung auch erst im fortgeschrittenen Alter bemerkt, obwohl sie schon lange vorhanden war.
Generell sind mittelgroße und große Hunderassen wie der Labrador eher betroffen als kleine Hunde. Wachsen die Hunde besonders schnell, ist das Risiko für OCD sehr viel größer als bei langsam wachsenden Rassen. Daher unser häufiger Tipp an dieser Stelle: Achten Sie bei Ihrem Labrador Welpen unbedingt darauf, dass es bei der Fütterung nicht zu einer Überversorgung an Nährstoffen und somit einem schnellen Wachstum kommt! Lassen Sie sich am besten dazu von Ihrem Tierarzt oder einem unabhängigen Futterberater informieren und beraten.
Was genau ist OCD?
Bei der OCD handelt es sich um eine degenerative Störung der Knorpelbildung und auch der Verknöcherung des Knorpels in den Gelenken. Der Knorpel wird beim Wachstum so groß, dass er nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann. Dann sterben die Knorpelzellen ab. Bei starker Bewegung des Gelenks können sie sich dann sogar vom Knochen lösen. Zudem ist dabei die Verknöcherung des Knorpels gestört, was wiederum Einfluss auf das Längenwachstum des Knochens hat – dieser ist dann quasi „zu kurz“. Der Zustand, in dem sich Fragmente vom Knorpel lösen, nennt man OCD.
Diese Fragmente sind entweder noch teilweise mit dem Knorpel verbunden oder im Gelenk frei beweglich. Man bezeichnet diese Fragmente als Dissekat; umgangssprachlich ist auch der Begriff „Gelenkmaus“ verbreitet. Diese Gelenkmäuse können im Gelenk mineralisieren und sich auch verknöchern. Zudem führt der Kontakt der Gelenksflüssigkeit mit dem Knochen (normalerweise hat ja der Knorpel Kontakt mit dieser Flüssigkeit und nicht der Knochen selbst!) zu einer Entzündung.
Sowohl die Gelenkmaus als auch die Entzündung führen zu einer stark eingeschränkten Beweglichkeit des Gelenks – und natürlich zu starken Schmerzen. Am häufigsten tritt die OCD im Schultergelenk auf (bis zu 75 Prozent aller Fälle), betroffen sein können aber auch die Ellbogen sowie die Knie- und Sprunggelenke.
Welche Ursachen genau zu OCD führen, ist noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass mehrere Faktoren an ihrer Entstehung beteiligt sind – man nennt dies eine multifaktorielle Erkrankung. Weil sie bei bestimmten Hunderassen gehäuft auftritt, ist ein Faktor auf jeden Fall die Rassezugehörigkeit. Neben dem Labrador sind noch die folgenden Rassen sehr oft betroffen: Dogge, Schäferhund, Neufundländer, Rottweiler, Boxer und der Golden Retriever.
Welche Symptome treten auf?
Das wichtigste und am häufigsten auftretende Symptom ist die sichtbare Lahmheit des Hundes. Diese ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Aber schon wenn Ihr Hund einen „unsauberen“ Gang aufweist (er gerät z. B. schnell aus dem Takt oder setzt ein Bein nicht richtig ab) oder nur wenig Lust auf Bewegung zu haben scheint, könnte das ein Anzeichen für OCD sein. Auch wenn Ihr geliebter Vierbeiner manche Bewegungen völlig vermeidet, sollten Sie aufmerksam hinsehen und am besten einen Tierarzt kontaktieren. Selbst wenn es sich nicht um OCD handelt, gibt es viele andere Erkrankungen der Gelenke, die dem Hund Schmerzen bereiten und behandelt werden sollten! Deswegen ist eine genaue Diagnose auch sehr wichtig.
Diagnose und Behandlung bei OCD
Der Tierarzt wird bei Ihrem Hund erst das oder die betroffenen Gelenke manuell bewegen und schauen, ob der Hund dabei Anzeichen von Schmerzen zeigt. Dann kann er die auffälligen Gelenke mittels bildgebender Verfahren untersuchen, beispielsweise mit einer Röntgenaufnahme oder einem MRT. Alternativ kann er auch eine Gelenkspiegelung vornehmen, eine sogenannte Arthroskope. Dabei setzt der Tierarzt einen kleinen Schnitt ins Gelenk, in den dann ein Endoskop mit einer kleinen Kamera eingeführt wird. So kann der Tierarzt „direkt im Gelenk“ viele Strukturen betrachten.
Für die Behandlung ist wichtig zu wissen, dass eine OCD in einem frühen Stadium sogar spontan von selbst verschwinden, also abheilen kann. Dann bemerkt man die Erkrankung nicht mal. Erst in einem späteren Stadium treten die oben genannten Symptome auf. Wird also bei Ihrem (sehr) jungen Welpen zufällig, etwa bei einer anderen Untersuchung, ein Hinweis auf OCD gefunden, lohnt es sich, erst noch abzuwarten. Wird sie bei einem etws älteren Hund jedoch richtig diagnostiziert, weil er bereits Lahmheiten zeigt, muss auch in der Regel eine Behandlung erfolgen.
Haben sich noch keine Knorpelfragmente gebildet, muss man diesen unbedingt vorbeugen. Deswegen bekommen die Hunde dann meist eine medikamentelle Therapie mit Entzündungshemmern, außerdem weniger Bewegung und somit Schonung der Gelenke. Zudem verordnet der Tierarzt meist eine angepasste Diät bzw. Fütterung, damit der Hund nicht zunimmt.
Haben sich aber schon Dissekate gebildet, muss der Tierarzt diese auf jeden Fall entfernen. Sie bereiten dem Hund Schmerzen und können auch für weitere Veränderungen am Gelenk sorgen. Diese Entfernung kann man mit einer klassischen Operation oder einem minimalinvasiven Eingriff durchführen. Minimalinvasiv bedeutet, dass nur so kleine Schnitte wie möglich gemacht werden, und wie bei einer Endoskopie hochspezialisierte, kleine Werkzeuge genutzt werden. Diese Möglichkeit gibt es jedoch nicht in jeder Tierarztpraxis. Falls es nötig ist, kann der Tierarzt bei dem Eingriff auch den Knorpel glätten. Nach der OP braucht der Hund in der Regel mehrere Wochen Ruhe und angepasste Bewegung.
In der Regel ist die Behandlung der OCD in einer guten Hunde-OP Versicherung enthalten.
Kann man der OCD vorbeugen?
Wie oben bereits erwähnt, begünstigen viele Faktoren die Entstehung der Krankheit. Daher ist es wichtig, diese Faktoren zu vermeiden!
Dazu zählt beispielsweise, den Labrador Welpen in seinem ersten Lebensjahr nicht zu stark zu belasten, denn hier findet das größte Wachstum statt. Gelenkschädliche Spiele und Bewegungen, allen voran das Treppensteigen, sollte man in dieser Zeit also lieber lassen.
Ein anderer wichtiger Punkt ist die Ernährung: Um ein zu starkes Wachstum zu verhindern, muss das Futter auf den Energie- und Nährstoffbedarf des individuellen Hundes angepasst sein. Es gibt schon für viele verschiedene Rassen spezielles Welpenfutter. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich von einem Futterberater ein individuell auf den eigenen Hund zugeschnittenes Futter zusammenstellen zu lassen.